|
|
|
|
- Betrachtungen zu den vergangenen Landtagswahlen in Bayern von 2008 - Ein Waterloo für Bayern? Nein, sicher nicht. Aber ein Gewinn für die oft lahmende Demokratie, und hier speziell mit der bayrischen Situation. War es nicht schon lange an der Zeit das es sich verändert? Aber natürlich, nur, die Bequemlichkeit der Bürger, das Denken 'die werns scho macha, war's virzg - fufzg Jahr guat, wird's a so bleim', hat sich plötzlich in ein Nichts aufgelöst und ist für die CSU ein Waterloo geworden. Die einst für die CSU dominierenden Wählerkreise der ländlichen Bevölkerung und der Stadtränder war plötzlich der Meinung, dass es jetzt reicht mit dem ständigen Abwinken von Gesetzten und Verordnungen im Parlament durch die Mehrheit ihrer Partei. Warum diese Wende? Sicher hat sich das auch Beckstein und Huber gefragt, als ihnen die ersten Prognosen ins Haus standen. War es purer Überdruß der Wähler an ihrer Partei, an den Köpfen die sie jetzt lenkte, an den Franken Beckstein, den, für den starken oberbayrischen Verband der CSU, 'Auswärtigen', quasi Ausländer? Betrachtet man die bayrische Situation und ihre Menschen genauer, sieht es ganz anders aus. Seit Stoiber die absolute Mehrheit, mit 124 Sitzen von 180 möglichen, im Jahr 2003 erreichte, gab es kaum noch ein Taktieren, ein Aushandeln der notwendigen Dinge mehr. Dieser Zustand verschlimmerte sich noch mit Stoibers Rücktritt. Sicher dachten sich einige der Macher in der CSU 'jetzt haben wir den Alten beerdigt, jetzt kann uns keiner mehr' und haben dabei ihr Volk übersehen, ihre Wähler und, die Stammtische. Es wurde munter drauflos regiert, Gesetze erlassen und Verordnungen ausgedacht und in Kraft gesetzt, ohne das die Herren das Murren im Volk hörten oder hören wollten. Zudem machte sich an der Spitze dieser Partei interner Unmut darüber breit, dass ausgerechnet ein Franke, ein Niemand für den oberbayrischen Flügel, den Posten des Ministerpräsidenten begleitete. Nun mag es ja weiterhin sein, dass die Herren - Verzeihung, die Damen und Herren - im Maximilianeum tatsächlich der Auffassung wahren, man lebe noch in den Jahren des Franz Josef Strauß. Dabei haben sie aber sicher übersehen dass er, der Herr Strauß, sehr wohl das Ohr am Volk hatte und genau spürte, wenn er mit seinem Sturschädel nicht durchkommen würde. Und genau dieses nicht Hinhören aufs Volk war der Anfang vom Ende der absoluten Mehrheit für die CSU in Bayern. Man kann von den Bayern halten was man will, man kann sie als stur bezeichnen, als sogenannte Hinterwäldler, aber eines kann man ihnen nicht nachsagen, dass sie freiwillig auf einige Gewohnheiten ihres Lebens verzichten, oder das man im Parlament meint diese so einfach außer Kraft setzten zu können. Im Hauruckverfahren. Hier nur zwei Beispiele aus den letzten Monaten der CSU - Mehrheit: Einschränkung des Versammlungsrechtes, ( wenn es den Sicherheitsbehörden als dringlich erscheint, kann eine Zusammenkunft 'ab drei Personen' als Versammlung gewertet werden und ist genehmigungspflichtig) und das absolute Rauchverbot. Stellt man sich eine bayrisch, ländliche Region vor, kennt ihre Gewohnheiten, sind sie eigentlich ohne die Stammtische und ohne die obligatorische Virginia undenkbar, oder? Aber genau diese zwei Dinge versucht man dem Volk zu nehmen oder sie zumindest zu reglementieren. Stellen wir uns vor es gibt eine Gruppe in einem ländlichen Gebiet die sich jedes Wochenende irgendwo in einem Gasthaus zum Stammtisch trifft, und das seit Jahren. Andere treffen sich auch, haben aber mit den Plänen von der Gruppe an dem Stammtisch gar nichts gemein, wollen sie unterbinden, aus wirtschaftlichen, sportlichen oder privaten Gründen. Jetzt kann es passieren, dass jemand darauf kommt, diese Zusammenkunft könnte eine Versammlung sein und auf Grund des neuen Versammlungserlasses nach der 'Genehmigung' fragt. Aus wäre es mit dem Stammtisch und dem Frieden untereinander! Aber vielleicht hätte sich der Stammtisch schon zuvor auflösen müssen. Nein, nicht weil sie sich über das letzte verlorene Fußballspiel furchtbar in die Haare gekommen wären, nein, bestimmt nicht. So was gibt sich wieder, spätestens nach der dritten Maß. Aber an diesen Stammtisch sitzen Raucher und Nichtraucher. Wie seid Jahrhunderten in Bayern. Der Bauer mit der Virginia, - die hält länger - die 'Besseren' mit ihren Zigaretten und die ganz Guten, die 'Nobligen', mit der Zigarre. Und dazwischen saßen immer die, die nicht rauchten oder es sich nicht leisten konnten, oder es einfach nicht wollten. Wohlgemerkt friedlich saßen sie beieinander. Und da kommt eine Verordnung der Regierung die diese friedliche wöchentliche Zusammenkunft, die im Übrigen hohe soziale Funktionen in sich trägt, aufteilt in solche und solche. Der Huberbauer muss in Zukunft mit seiner Virginia vor der Tür bleiben und wenn der Schreiner Aloisius als Nichtraucher mit dem Huberbauern reden will, hat er gefälligst vor die Tür zu gehen. Oder, der Huberbauer müßte seine Virginia opfern! Das soll mir mal einer der Parlamentarier vor machen wie das gehen soll; der Huberbauer auf seine Virginia verzichten............ Ist das die bayrische Politik im einundzwanzigsten Jahrhundert? Mit dem nun nominierten Herrn Seehofer scheint ja endlich in die politische Landschaft Bayerns wieder etwas Ruhe einzukehren, wenngleich die Anzahl der Bewerber für den Ministerpräsidenten beträchtlich war und sich daraus schon eine Zerrissenheit der Partei ableiten lässt. Zumindest hat Seehofer versprochen, dass es mit dem 'basta' vorbei ist, was ja auf mehr Einsicht, auf mehr Kompromissbereitschaft hoffen lässt. Und noch eines liebe bayrischen Politiker; der Bayer ist nicht nur stur wie man weitläufig glaubt. Im Gegenteil, er bringt oft eine Geduld auf, die man fast stoisch nennen könnte. Wie sonnst wäre eine solang andauernde Mehrheit für die CSU möglich gewesen? Aber wehe man geht gegen seine kleinen Freiheiten los, die Freiheit seines Stammtisches und seiner Virginia, dann gibt es die Quittung! Siehe auch den Bierkrieg in der Landeshauptstadt München von 1848. Und da ging es nur um einen Pfennig pro Maß mehr und nicht um die Zerteilung ganzer Gesellschaftsgruppen. Kein Wirtshaus stand mehr unbeschadet da. So wie die CSU nach den Wahlen 2008? h.g.g. 17.10.2008 |
Münchner-Bayern-Seiten....Turmgedanken....Gedichte....Zeitnotizen....Sammlung-Auftakt....Frage-Antwort
Kommentare....Nachlese....Kleinigkeiten....Papierkorb....Wir
über uns....Kontakt....