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Papst Benedikt in Bayern Betrachtungen eines Ausländers (Preuße) zum Papstbesuch in Bayern. Am Anfang gleich eine Frage; was macht der Papst, der Friedensstifter, der Weltenvermittler eigentlich in Bayern? Hier gibt es doch einen Stoiber für die Wahrung der bayrisch - katholischen Lebensart und einen Beckstein, der die hier lebenden Personen aller sechs oder acht Wochen vor der internationalen islamischen Gefahr warnt. Also, warum noch diesen Papst nach Bayern holen, wenn der Bayrische Frieden angeblich mit nichts zu erreichen und durch nichts zu ersetzen ist? Ach so, ja, dieser Ratzinger kommt ja aus Bayern und irgendwie hab ich ihn auch noch in meinem Gedächtnis als er Bischof von München und Freising war. Nur, damals hatte ich den Eindruck, dass er das Professorenkatheter auch im Dom zu München nie recht verlassen konnte. Es umgab ihn immer eine Art von Unnahbarkeit, von dogmatischer Härte und so verwunderte es eigentlich keinem, dass er nach fünfjähriger Tätigkeit nach Rom in die Abteilung 'Inquisition' gerufen wurde. Denn nichts anderes war ja ursprünglich dieses Amt, was heute Kongregation der Glaubenslehre genannt wird. Dass er zum Papst gewählt wurde, hat mich wiederum nicht verwundert, nein, ich habe das geahnt und auch schon ausgesprochen, als sein Vorgänger noch lebte aber schon schwer kränkelte. Was mich aber sehr verwundert hat, war der Papst, der dann hier in München ankam. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, nicht einen einzigen Blick auf dieses Ereignis zu werfen, denn alle Medien hatten schon soviel Lärm um diesen Besuch gemacht, daß man annehmen konnte, es gäbe nichts anderes auf dieser Welt, als diesen Besuch des Papstes in seiner ursprünglichen Heimat. Allein der Hubschrauberlärm an diesen sonnigen Samstag über der Stadt machte mich neugierig. 'War etwas geschehen, hat es Schwierigkeiten gegeben?' Nichts dergleichen. Nur scheint man speziell bei den Münchner Empfang die Beckstein-Doktrin verfolgt zu haben, dass jeder der nicht so aussieht wir er, ein potentieller Feind sein könnte. Und so war auch der Empfang organisiert. Das Publikum, also die Gläubigen und Neugierigen, diejenigen die lieber auf den Papst hoffen, als auf irgend einen hoch dotierten Politiker, hatte man, im Gegensatz zu dem späteren Empfang in Regensburg, fast ausgesperrt. Und so summten die Hubschrauber über der Stadt eher wie ein Hornissenschwarm von dem nichts Gutes zu erwarten war, als dass sie aufmunternd wirken konnten, noch mehr Menschen in die Nähe des Papstes zu bringen. Im TV konnte man dann doch alles besser verfolgen. Wenn nun jemand gehofft hat, dort neue Gesichter zu sehen, so musste er stark enttäuscht sein. Außer Beckstein, der aus meiner Sicht durch Abwesenheit glänzte, waren alle zu sehen, die wir das ganze Jahr über sehen und bezahlen. Natürlich in allererster Reihe, und manchmal schon penetrant aufdringlich im ganzen Verlauf des Papstbesuches, Frau Merkel und Herr Stoiber und hier speziell Herr Stoiber. Noch nie habe ich ihn so aufgeräumt, so friedlich gesehen. Er hat gelacht wie am Anfang seiner politischen Tage und im Innersten seiner Seele wird er sich sicher darüber gewesen sein, dass es Gottes Fügung war, dass er, der stille König von Bayern, einen Papst aus seinem Bayrischen Land begrüßen darf. Wenn da nicht hin und wieder dieses Vatikanprotokoll gewesen wäre. Ich bin mir sicher, Herr Stoiber hätte die Gunst der Stunde genutzt um sich vom Papst persönlich krönen lassen. Aber nun bleibt ihm zumindest die geschichtliche Erwähnung in den vatikanischen Analen. Ist doch auch schon etwas. So, es soll genug sein mit der Schilderung der parasitären Erscheinungen dieses Papstbesuches. Nicht wir sind zu ihm gekommen, sondern er zu uns! Und dieses mal hatte man den Eindruck, dass er es gern tat und nicht gezwungenermaßen erledigte, so wie es in seiner Bischofszeit in München oft den Eindruck erweckte. Macht es die Ferne Roms aus, die Höhe des Stuhles Petri, die einem wieder gerne an die Heimat denken läßt? Sicher ist es auch daß. Und sicher ist es die Erkenntnis, das zwischen Priester, Bischof und Papst Welten liegen, die zu durchqueren sicher nicht einfach ist. Dieser Ratzinger hat sich gemausert, anders vermag ich es nicht zu sagen. Vater, wie Wojtyla, wird er nicht werden. Das ist einem angeboren oder nicht. Auch die Schlitzohrigkeit seines Vorgängers wird er nicht erreichen. Dazu fehlt im die, von Wojtyla geduldig ertragene, 'Ostblockschule', die erst in dieser Umgebung das Eisen eines Priesters zum Stahl werden lässt. Aber unser neuer Papst kennt die Kehrseite des Ostblockes. Er kennt die westliche Hemisphäre. Die Dekadenz unserer Politik, der Industrie, der Finanzwelt und einer Gesellschaft, die das Volk zu beherrschen versucht. Und das ist gut so, das er sie kennt. Denn da ist kaum noch Platz für den Glauben an etwas Höheres, an etwas, was über diesen ganzen Sammelsurium aus Macht und Geld besteht. Hier ist ein Mann gefragt, der den Mächtigen sagen kann, daß auch sie ohne das Volk Dreck sind, ohne Liebe nur Maschinen und ohne Nachkommen nur ein Hauch im Wind bleiben werden. Dass kann Ratzinger und er ist befähigt es ihnen, auf Grund seiner gründlichen Lektüre der Glaubenslehre, begreiflich zu machen. Außerdem ist er ein hellwacher, gescheiter Geist der sich auch mit schlichtestem Wort - nach bayrischer Manier - ausdrücken kann. Dieses kann und wird ihm zum Vorteil gereichen. Wer den Professor Ratzinger gekannt hat und ihn jetzt als Papst wieder erlebt hat, kann nur annehmen, dass mit diesem Ratzinger eine Verwandlung stattgefunden hat. Er geht auf die Leute zu und man hat nicht mehr den Eindruck, dass ein Lehrer der Theologie kommt, sondern ein Mensch der um das Wissen des Göttlichen und des Menschlichen Bescheid weiß. Das ist ein guter Anfang. Auch wenn er mit seiner Rede in seiner ehemaligen Uni in Regensburg einiges Aufsehen erregte. Aber wer sich diese Rede wirklich und wahrhaftig zu Gemüt führt, sieht dort nur einen Versuch der Rechtfertigung für das 'Unterrichtsfach Theologie' an der Universität und nicht eine Schmähung des Islamischen Glaubens. Im Gegenteil. Vielleicht sollten die Leute, die sich lauthals zu Wort melden immer das ganze Papier lesen, was von diesem Ratzinger kommt, denn nicht für um sonnst wurde er der 'Bücherratz' im Seminar genannt. Das sind Vorzeichen meine Damen und Herren Kritiker, die man nicht übersehen sollte. Ich für meinen Teil, wünsche diesen Benedikt XVI. alles erdenklich Gute für sein schweres Amt. Denn in einer Zeit des totalitären Kapitalismus bleibt nur noch der Glauben an die Menschlichkeit und an die Vernunft der Entscheidungen der Macher dieser Welt. Vielleicht kann dieser Benedikt ein Regulativ sein in unserer Wüste aus unbedingter Innovation, Börsenflops und Hochs und dem Davonlaufen der Industrie vor ihren Arbeitern und dem daraus entstehenden, oder verdorbenen Markt. Ich wünsche es uns allen! h.g.g. 16.09.06 In diesem Sinne liebe Nachbarn. Bis zum nächsten Mal, herzlichst ihr tomtom. |
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