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Gedanken aus meinem Turm Nicht ernst zu nehmende Denkspiele eines Turmwächters? |
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Deutschland S t a t u s s y m b o l e Haben wir eigentlich noch so etwas wie Statussymbole, liebe Nachbarn? Und ob wir sie haben! Können sie sich noch entsinnen, wie es nach der Währungsreform mit unseren ersten Autos war? Na, das war doch was. Sie wurden gehegt und gepflegt und neidisch richtete sich der Blick auf das Gefährt des Nachbarn, weil dieses Model ein paar Nummern größer war. Mit unglaublichen Fleiß und immer wiederkehrender Regelmäßigkeit wurde das gute Stück, meistens samstags, gewaschen und poliert. Natürlich alles Handarbeit, denn sein bestes Stück wollte und konnte man doch nicht einer Maschine anvertrauen, die diese Arbeit vielleicht in ein paar Minuten erledigt hätte. Das machten nur die alles verachtenden Leute, denen dieses Gefährt, damals auch schon, nur ein Mittel zum Zweck war. Am Sonntag dann, da war es soweit. Das Allerheiligste wurde der Öffentlichkeit präsentiert und man fuhr übers Land. Mit mitleidigem Lächeln betrachtete man seine Mitmenschen, die noch zu Fuß unterwegs waren und dachte sich im Stillen »das müssen doch Neandertaler sein, gehen einfach zu Fuß, ist doch furchtbar«. Ja man war so an diese fahrenden Vehikel gewöhnt, daß man sie am liebsten ins Wohnzimmer gestellt hätte und der ganz extreme ins Schlafzimmer. Diese Sorgen haben wir heute nicht mehr, liebe Nachbar! Nach langen, schwierigen Entwicklungsvasen, nach endlosen Verkleinerungen von Bauteilen und nach jahrelangen Versuchen eine Senderöhre - jawohl eine Senderöhre - auf ein zig tausendstel zu verkleinern, haben wir es geschafft!!! Können sie sich noch an die faden, langweiligen Zeiten entsinnen, wo wir einfach im Wald spazieren gegangen sind, oder nur still in einem Kaffeehaus saßen und vor uns hin träumten? Schrecklich war das, einfach von nichts gestört zu werden, nur träumen und nachdenken. Jetzt haben wir endlich etwas, was man immer und überall bei sich haben kann, was einem nie verlässt und uns immer daran erinnert, dass wir vielleicht sogar wichtig sind. Es bekleidet uns in die Oper, in den O.P. und ist auch noch am Grab der Großerbtante aktiv. Und noch weitere Vorteile weißt dieser unser Begleiter auf; er braucht kaum Pflege, stinkt nicht, macht nur Lärm, wenn er es soll, und braucht nicht einmal Benzin. Das gibt es alles nicht, meinen sie? Oh doch. Endlich ist es erschaffen und tritt mit einer Vehemenz seinen Siegeszug über die ganze Welt an, dass man fast damit erschlagen wird. Es ist das Handy!! Können sie sich jetzt noch einen Waldspaziergang vorstellen, ohne dass zu mindestens einmal das süße kleine Ding in der Tasche urplötzlich ein meist schrilles Lied ertönen lässt? Vielleicht sogar den Triumphmarsch aus Aida. Klingt dass nicht schön!?! Alle Vögel verstummen ehrfurchtsvoll und suchen schnellstens das Weite, denn mit so etwas kann ja nicht einmal eine Nachtigall mithalten. Und dann erst im Kaffeehaus. Man ist jetzt nicht einfach »Irgendwer«, der seine kostbare Zeit dort vertrödelt. Nein, man wird gebraucht. Das kleine Ding erinnert uns daran, das die Margarine nicht vergessen werden darf, oder das Tante Mechthild morgen Geburtstag hat. Ist doch alles furchtbar wichtig und hat duldet sicher keinen Aufschub. Jetzt frag ich sie, liebe Nachbarn, was haben wir eigentlich vor der Stunde Null gemacht, als wir dieses süße kleine Ding noch nicht hatten, als nur wirklich wichtige Personen über Funk zu erreichen waren und erreichbar sein mussten. Kann es außerdem sein, dass wir einmal einen Brief an liebe Freunde handgeschrieben und ihn eigenhändig zur Post gebracht haben? Kann es außerdem sein, dass wir stundenlang spazieren gehen konnten, ohne von dem kleinen Ding gestört zu werden? Das kann sein! Und noch eins; was es alles kostet....... Im Schnitt werden im Monat Handy - Rechnungen zwischen achtzig und einhundertfünfzig Mark bezahlt und das für Normalverbraucher. Für was haben wir eigentlich das Geld zuvor ausgegeben, als wir noch nicht eben mal mit New York telefonierten, um zu wissen, wie gerade das Wetter dort ist. Vielleicht haben wir der Freundin einfach ein paar schöne Dinge geschenkt oder das Geld mit Freuden verjubelt. Alle Neuerungen und Techniken in Ehren, aber ständig von so einem piepsenden, schrillen und neuerdings sogar vibrierenden Ding verfolgt zu werden hat doch mit Fortschritt im menschlichen Sinne nichts zu tun. Fortschrittlich nenne ich Dinge, die den Menschen wirklich helfen. Was nützt es einen Straßenkehrer, wenn er in Sekundenschnelle aus Neapel erfährt, das seine Großtante fünften Grades verstorben ist. Dieser Vergleich mag etwas derb sein, aber haben Sie sich schon einmal überlegt, dass mit solchen Geräten unsere ganzen Zeitabläufe geändert werden? Immer schneller, immer hektischer. Sinngemäß: Das Wort ist noch nicht trocken auf dem Papier des Schreibers und schon ist es um die ganze Welt - und schon ist es vergessen -!!! Wer es braucht, das Handy, für Beruf, für kranke Menschen, für Unabkömmlichkeit, wunderbar und ein wahrer Segen. Dafür ist es die beste Lösung in unserer Zeit. Doch nur für Angeberei, aus Großmannssucht heraus, auch irgendetwas Wichtiges darzustellen zu wollen, nein Danke!Nach dem Motto; Hilfe ich bin wichtig, wo ist mein Handy? 03.08.2006 In diesem Sinne liebe Nachbarn. Bis zum nächsten Mal, herzlichst ihr tomtom. Die INTER - POST © by h.g. glase |
Inhalt Felix Baumgartners Stratos - Projekt Der Himmel ist nun ausverkauft Der Sozialstaat und die Arbeitsagentur Handel, Wandel, überleben (Deutschland) Der Friedensnobelpreis und der Tod Theorie über den 11. September Gedanken am Drei-Königs-Tag 2004 Und willst du nicht mein Bruder sein Krieg und Frieden Lüge und Wahrheit Statussymbole |
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