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- Afrika im Aufruhr.
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- Ein Weg zu Demokratien?
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- Geografisch gesehen sind es die, den Jemen dabei einmal
ausgenommen, nördlichen Regionen dieses Kontinentes in denen es
rumort. Es sind die Regionen, die eigentlich von der Wirtschaft
bevorzugt sind. Einerseits von der nicht abnehmenden Einflussnahme
durch Frankreich in Tunesien und Algerien. Den Ölvorkommen und
andererseits dem riesigen Touristenpotenzial in Ägypten, auf das
sich fünfzig Prozent der Staatseinnahmen belaufen. Aus den
Regionen, die weitaus ärmer dastehen und in denen sich in den
letzten Jahren China mit viel Geld und Arbeitsbeschaffung in
Landwirtschaft und Kleinindustrie sehr gut und dabei still und leise
etabliert hat, hört man nichts. Obwohl dort nach wie vor gehungert
wird, kein ausreichendes Trinkwasser zur Verfügung steht und die
Bildung – wie vor hundert Jahren – am Boden liegt. Und auch aus
China hört man zu diesem momentanen Problem 'Afrika' so gut wie gar
nichts. Wäre es möglich, dass das Streichholz für die Lunte an
dem Pulverfass Afrika aus China gesendet wurde? Eine wage Theorie
möchte man meinen. Kennt man aber die chinesische Philosophie des
Handelns, weis man genau dass ein, ja dass zehn Jahre des Wartens
kein Hindernis sondern eher ein Vorteil sein könnten. Ist es wert
darüber nachzudenken?
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- Doch zur Gegenwart. Wer in Tunesien oder Algerien einmal Urlaub
gemacht hat, kann sich sicher noch daran erinnern, wie viele junge
Menschen tagsüber die Straßen bevölkerten. Ja warum denn wohl?
Aus Ermanglung an Arbeit, an soliden Arbeitsplätzen, an Ausbildung.
Die französischen Unternehmer gehen nur nach Algier oder Tunis, um
an billige Arbeitskraft zu kommen. Sie interessiert es einen Dreck,
ob die Jugend des Landes Schule, eine Lehrstelle oder sonst etwas
hat. Sie wollen nur ihre Seidenwebstühle günstigst laufen lassen,
ihre Spitzen aus 'Lion' von zarter Hand produzieren lassen und
sonnst nichts.
- Und hier wäre nun die Politik des Landes gefragt. Doch was tut
sich schon groß in einem Land, in dem seit dreißig, vierzig Jahren
dieselben Leute am Ruder sitzen. Sie sind längst der Industrie dem
jeweiligen Unternehmer und sich selbst mehr dienlich als ihrem Volk,
ihrer Jugend, die sie eigentlich für die nächsten Hundert Jahre
akzeptieren würden, wenn sie nur Brot und Arbeit hätten für sich
und ihre Familien. Und zu diesem Wissen, zu dieser Erkenntnis
braucht es nicht einmal eine sogenannte Demokratie. Wo Armut
herrscht, gibt es keine Demokratie, keine gelebte Demokratie. Das
steht fest. Man kann aber versuchen, auch wenn man dreißig, vierzig
Jahre am Ruder sitzt, dem Volk Brot und Arbeit zu verschaffen. Das
ist weder im Jemen noch in Algerien oder Tunesien geschehen. Wie hat
Marie Antonette geantwortet, als sie gefragt wurde was zu tun sei
denn das Volk hätte kein Brot? 'Dann soll es Kuchen Essen' war ihre
Antwort und das hat ihr den Kopf gekostet. Recht so. Wer seine
Landsleute übersieht, gleich, ob er von Demokratie redet oder
nicht, hat es nicht verdient ein Volk zu führen.
- Der Ruf nach 'Wandel' – merken Sie den feinen Unterschied –
war oder ist auch speziell durch die enorme Medienpräsenz immer
noch aus Kairo zu hören. Doch mit dieser Revolution, falls es
jemals in der Geschichte eine werden sollte, scheint einiges schief
zu laufen. Ist in Tunesien die Machthaberfamilie mit dem
Staatsschatz durchgebrannt – man spricht von 2,5 Tonnen Gold –
sind es in Kairo und anderen kleinen Städten erst einmal
marodierende Banden gewesen, die Banken, Supermärkte hin bis zum
kleinsten Laden, ausgeplündert und angezündet haben. Da war kein
Wort vom Willen nach Demokratie, nach freien Wahlen zu hören. Es
war Chaos pur und ist es eigentlich immer noch. Das Militär hält
sich lobenswerterweise zurück, was man von den Polizeikräften
nicht behaupten kann und das einzige was dem Volk aus unserer Sicht
wichtig erscheint ist, Mubarak muss gehen! Nun ja, aber was kommt
danach?
- Es ist vom Rest der Welt nicht übersehen worden, dass dieser
Mann seit dreißig Jahren im politischen Ausnahmezustand handelt,
dass man mit Oppositionellen nicht gerade zimperlich verfährt oder
sie einfach ausschaltet. Es ist aber auch nicht übersehen worden,
dass gerade dieser Mubarak im Nahen Osten und in der arabischen Welt
einen kleinen Frieden geschaffen hat, der ihre Völker, ihre
Familien vielleicht nicht an übermorgen aber sicher an morgen
denken und hoffen lässt. Wenn sogar der Erzfeind Israel sich hinter
diesen Mann stellt und bekundet das Er der Einzige war, der Israel
die Hand für den Frieden gereicht hat, so sollte das den
schreienden Menschen auf dem Tahrir-Platz in Kairo zu denken geben.
- Vielleicht sollten die Freiheitshungrigen auf dem 'Platz der
Befreiung' , wie man diesen Platz in Kairo jetzt schon nennt, einmal
in ihre Geschichtsbücher schauen. Wirkliche Revolutionen gehen
geordnet vor, generalstabsmäßig, und nicht ohne Kopf und nur durch
Chaos. Das Chaos wird da enden, wo es begonnen hat, auf der Straße.
- Erst als für die weltweite Öffentlichkeit dieser El Baradei
auftauchte und von Erlangung der Demokratie für sein Land redete,
erst dann hat man sogar bei den Demonstranten etwas vom politischen
Wandel, von Demokratie und Meinungsfreiheit gehört. Davor war nur
der Ruf – Mubarak muss weg – zu hören. Sicher
wird Mubarak gehen, wenn es auch einigen Mächten dieser Welt nicht
gefallen wird. Denn bei allem für und wieder hat er sich auf lange
Zeit durchsetzen können, hat sich gegen islamischen
Fundamentalismus gestemmt und hat dem Land Frieden gebracht, indem
er dem Erzfeind Israel die Hand reichte. Verrat? Nein, Frieden für
Land und Volk. Und dass seit dem 26.3.1979.
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Die Welt und die Geschichte dreht sich weiter. Es wird noch tausend
Unruhen auf der Welt geben, denn die Ungerechtigkeiten, die
Verteilung von Brot fürs Leben wird immer ungerechter werden. Wir
haben Spekulanten in Chikago die unseren Weizen so teuer machen,
dass Kinder in der Welt verhungern müssen. Wir haben Mächte, die
schon lange im Stillen an der Weltherrschaft arbeiten und sogar ihre
politische Meinung über den Kapitalismus und seine
Wirtschaftsstrukturen ändern, nur um auf diesen Weg zur absoluten
Macht zu gelangen. Auf diese Punkte sollten die Unzufriedenen in der
Zukunft ihr Augenmerk richten. Einen Staat ins Chaos zu stürzen ist
gar nicht so schwierig, wie uns jetzt wieder bewiesen wurde. Für
eine ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen ist weitaus schwieriger
und fängt nicht auf der Straße, sondern in Schulen, Universitäten
und vor allem in unseren Köpfen an. Und eines ist gewiss, wenn dein
Magen knurrt, deine Kinder vor Hunger weinen, denkst du sicher nicht
an Demokratie sondern nimmst die Hand, die dir und den Deinen das
Brot reicht, oder?
- In diesem Sinne.......
h.g.g. 08.02.2011
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Ihr tomtom.
Die
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