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Wollen Sie sterben?

Gedanken in den Novembertagen 2007

Eine etwas kuriose Frage, oder? Wer will schon freiwillige sagen; so, jetzt ist es genug. Und trotzdem gibt es in unserer Zeit Menschen die freiwillig aus dem Leben scheiden wollen. Nun ist dass sicher kein Phänomen der Neuzeit. Solange der Mensch lebt beschäftigt er sich mit dem Ende seiner Bemühungen um dieses Leben. Aber dass sich Vereine und irgendwelche Institutionen bilden um den Mensch dabei zu helfen, ihm vom Diesseits ins Jenseits zu befördern, dürfte neu sein. Wo sind wir nur gelandet mit unserer Kultur, mit der Lebenskultur, mit dem eisernen Willen am Leben bleiben zu wollen? Sind wir tatsächlich schon soweit verkommen, dass sich ein Leben plötzlich nicht mehr lohnt? Ja, wir sind es! Doch warum sind wir es?

Wenn wir genauer hinschauen, politische und medizinische Polemik außer acht lassen, müssen wir uns eingestehen, dass es Menschen gibt, die vor sich hin vegetieren. Alleine gelassen von ihrer Welt in der sie einst lebten und nun lieber in den alles abschließenden Tot gehen wollen. Sehen Sie, liebe Leser der INTER-POST, hier liegt der Hase im Pfeffer! Mit der Aussetzung der Familienkultur haben wir nicht nur den engen, bindenden Kreis der Familie verlassen sondern auch den Mensch. Und bei genauer Betrachtung eigentlich uns selbst. Wir haben unsere Lebenszeiten in eine Ego - Kultur verwandelt und kommen nun mit den Auswirkungen nicht mehr zurecht. Spuken in unserem Hinterkopf vielleicht immer noch die alten Wertvorstellungen von Ethik, Toleranz und dem menschlichen Miteinander herum? Wohl dem, bei dem sie noch herum spuken. Denn in seinem Umkreis wird es nur schwerlich möglich sein, einen Gedanken an den Freitot zu verschwenden. In seinem Umkreis lässt sich sogar Schmerz leichter ertragen und das Warten auf den so und so garantierten Tot fällt dabei etwas leichter. In einer befriedeten, familiären Atmosphäre stirbt es sich halt besser, als in Zonen des Rentabilitätsdenkens, des Denkens und Handelns um den unbedingten Erfolg, komme was da wolle. Wir haben einfach vergessen das die Familie, der Lebenspartner, der Umkreis in den wir dieses Leben verbringen und vollenden, wichtiger ist, als aller Erfolg der Welt. Und jeder der Erfolgsstreber vergisst es jeden Tag wieder, dass er eines Tages in der selben Situation sein kann. Denn wer seine Familie, sein Umfeld Dingen opfert, die sich nur an Erfolgszahlen ablesen lassen, stirbt vielleicht mit vollem Bauch, aber einsam.

Nun kann man ja die vergangene Zeit und die dabei zurückgelegten Wege nicht einfach umkehren. Wir haben also diese Situation, dass wir die Leute beiseite geschoben haben, die unser Leben erst ermöglicht haben. Wir sind diesen Weg, der eigentlich ein Weg der Selbstverachtung ist, gegangen und nun stellen wir uns tatsächlich die Frage, ob wir den Leuten, die wir selbst ins Abseits geschoben haben, 'es ihnen nun erlauben dürfen und sollen' , dass sie sich aus dem Jammertal der Einsamkeit, des Schmerzes körperlicher und seelischer Natur selber entfernen dürfen. Was soll dass? Haben wir uns zuvor um ihre Ängste, um ihre Nöte, ihre Einsamkeit, ihre Hinfälligkeiten gekümmert? Nein! Im Gegenteil. Sie waren uns lästig. Und nun sind wir wieder so vermessen, so unheimlich herrschsüchtig, dass wir ihnen den Freitod verwehren wollen? Wir schicken uns dazu an. Und das ist genauso niederträchtig wie das Zulassen der Vereinsamung dieser Menschen.

Wer sich einmal intensiv mit dem Freitod beschäftigt hat, weiß sicher wie lang und wie schwer der Weg zu dieser Entscheidung ist. Und er erfordert eine gehörige Portion Mut. Denn jeder ist sich sicher, dass danach nichts mehr kommen kann. Für den Lebenshungrigen, den Neugierigen eine unvorstellbare Situation. Für diejenigen, bei denen die Ausweglosigkeit festgeschrieben ist, die Erlösung. Wir haben uns eine Gesellschaft geschaffen, die vergessen hat, oder es will, das der Mensch hinfällig ab dem Tag seiner Geburt ist. Wir denken in Schemen die nur an das Vorwärts denkt, nicht an den immer drohenden Verfall. Warum aber lassen wir die letzte Erkenntnis, den Tot, nicht zu? Mit allen Mitteln versuchen wir ihn zu überlisten. Milliarden Umsätze werden nur damit erreicht, dass man der Menschheit vorgaukelt, sie könnte die Ewigkeit gewinnen. Die Ewigkeit liegt im Tot und nicht im Leben. Also lassen wir doch die wirklich Bedrängten gehen, oder? Und dazu braucht es sicher keine Vereine, keine Institutionen, um dieses voranzutreiben, ja dieses irgendwie sogar schmackhaft zu machen. Das ist genauso verwerflich wie es unverantwortlich ist, die Bedrängnis der Menschen erst soweit kommen zu lassen, dass sie freiwillig gehen wollen. Denn das ist die totale Absage, ein vernichtendes Urteil für unsere Kultur und unsere Zeit wenn ein einmaliges Menschenleben aufgegeben wird, nur weil es nicht mehr in den Terminkalender, in die Freizeitgestalltung, in den Lebensablauf der übrigen Welt past!

h.g.g. 25.11.20

In diesem Sinne liebe Nachbarn. Bis zum nächsten Mal, herzlichst ihr tomtom.

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